Beim Katalogisieren meiner Computersammlung frage ich mich natürlich hin und wieder auch, wieviel die Geräte heute wohl in Etwa wert sind. Eine Möglichkeit das festzustellen ist, die erzielten Preise von Verkäufen auf Online-Marktplätzen (wie z.B. eBay) zu beobachten. Dabei stolpert man natürlich auch über das ein oder andere interessante Angebot.
In meiner Sammlung befindet sich seit ca. 20 Jahren ein Commodore PET 2001-8C, von dem ich aktuell auch nur zwei schlechte Fotos habe:
Der Commodore PET 2001 ist ein ganz besonderer Computer. Es handelt sich um den ersten “PC”, der für Business- und Privatkunden angeboten wurde. Und egal was Apple an geschichstrevisionistischer Öffentlichkeitsarbeit auffährt, egal wie sogar Institutionen wie das Deutsche Museum in grenzenlose Lobhudelei verfallen, wenn vom Apple I die Rede ist, der Commodore PET 2001 war bei seinem Erscheinen 1977 der ERSTE Personalcomputer – auch und gerade nach heutiger Definition – weil es sich eben nicht (wie z.B. beim Apple I) um einen Bausatzrechner handelte, sondern um einen Computer mit integriertem Datensichtgerät (Bildschirm) und Massenspeicher (Bandlaufwerk).
Tja, nur leider ist mein optisch recht gut erhaltener PET 2001-8C kaputt. Außerdem hat er mir ein für allemal gehörigen Respekt vor dem Strom aus der Steckdose eingeflößt, als ich mal an der Geräterückseite den Sicherungshalter rausgedreht habe, während der Rechner an der Steckdose eingesteckt war. Ich verfiel plötzlich wie in eine Schockstarre, konnte mich nicht mehr bewegen, nicht sprechen, gar nichts. Und wirklich verstanden was da gerade passierte habe ich zu dem Augenblick auch nicht. Glücklicherweise stand mein Vater damals neben mir und hat sofort kapiert was los war. Er gab mir einen heftigen Schubs, so dass ich das Rechnergehäuse nicht länger berührt habe. Erst dann wurde mir klar, dass ich gerade einen ordentlichen Stromschlag bekommen hatte. Seitdem bin ich vermutlich etwas übervorsichtig, was den Umgang mit Netzstrom angeht, aber da bin ich nun mal traumatisiert. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich bisher nie ernsthaft versucht habe, diesen PET 2001-8C zu reparieren.
Anfang Juli bin ich dann aber bei meinen Marktpreisrecherchen zum Commodore PET 2001 auf ein interessantes Angebot bei eBay gestoßen:
Commodore 2001-16N
gebrauchte Commodore 2001-16N leider kenne ich mich mit diesem Computer nicht aus es lässt sich einschalten wie auf dem Foto zu sehen keine Garantie und keine Rücknahme nur Selbstabholer
Standort: Frankfurt/Main; Startpreis 100 €
Da ich zu der Zeit mind. 1-2 monatlich geschäftlich nach Frankfurt gefahren bin hätte die Selbstabholung also kein Problem dargestellt. Zudem war auf den Fotos zur Auktion auch noch ein Commodore 2031LP Diskettenlaufwerk zu sehen, das für sich schon eine gewisse Rarität darstellt. Auf den Auktionsfotos war bei der Datasette die PLAY-Taste gedrückt, was mich vermuten ließ, dass diese evtl. defekt sei. Deshalb habe ich dem Verkäufer zunächst ein paar Fragen gestellt, um mehr über den Zustand der Geräte zu erfahren:
ich hätte großes Interesse an dem PET, müsste allerdings noch drei Dinge wissen:
– An der Datasette (dem Cassettenlaufwerk) sieht es am Foto so aus als sei der Play-Knopf gedrückt. Ist der Knopf dauerhaft gedrückt (defekt) oder funktioniert er normal?
– Ist ein Kabel zum Anschluss des Diskettenlaufwerks dabei
– Funktioniert das Diskettenlaufwerk? (lässt es sich einschalten?) Wenn es eingeschaltet wird ertönt ein Geräusch das nach kurzer Zeit wieder aufhört und zunächst gehen zwei LEDs an von denen eine nach kurzer Zeit wieder ausgeht (also nicht blinkt oder so).
Bitte um kurze Beschreibung des Verhaltens.
Die Antwort kam prompt:
Kassettenlaufwerk ist ganz normal ich habe selber gedrückt und so fotografiert Kabel für Diskettenlaufwerk habe ich leider nicht gefunden aber es ist glaube ich ganz normal Kabel wie bei PCs verwendet werden kenne leider kenne ich mich mit diesem Computer aus habe das in Betrieb gefunden in der Ecke es wurde damals ausrangiert für einen neuen Rechner und zwar Windows 95 kann leider nichts genaues sagen das Gerät selber müsste mal oberflächlich gereinigt werden
Aus der Antwort schloss ich, dass der Rechner funktionierte und keine gravierenden optischen Mängel aufwies. Außerdem bestand eine realistische Chance, dass das Diskettenlaufwerk ebenfalls funktionieren würde. Ich bot also mit und erhielt am 03.07.2016 mit 126 € den Zuschlag.
Am 09.07.2016 bin ich dann gleich nach Frankfurt gefahren und habe die Geräte abgeholt. Das ganze “Set” bestand aus Commodore PET 2001-16N, Commodore 2031LP Diskettenlaufwerk, Datasette Commodore C2N und einem Commodore IEEE-488 Verbindungskabel:
Unterm Strich muss man sagen, dass 126 € für alles zusammen schon recht günstig waren. Vermutlich haben sich nicht viele Leute für den Rechner interessiert, weil er kein Original-Commodore Label hat, sondern stattdessen ein Label von “Probat Progres” (heute Probat, ein führendes Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau für die Kaffee- und Nahrungsmittelindustrie).
Nun besitze ich also endlich auch einen funktionierenden PET 2001. Es handelt sich dabei um das “etwas neuere” Modell, mit vollwertiger Tastatur und aktualisiertem KERNAL, bei dem (im Gegensatz zu den frühen PET 2001) die IEEE-488-Schnittstelle zur Ansteuerung von Peripherie vollständig unterstützt wird.
Zuhause angekommen hieß es erstmal: Funktion prüfen, sauber machen und die Details zur individuellen Geschichte des Rechners festhalten.
Die wirklich dicke Staubschicht legte Zeugnis davon ab, dass der Rechner viele Jahre lang im industriellen Einsatz gewesen war. Genauer gesagt bei der Fa. Jakob Bahl GmbH & Co. KG, Frankfurt, einem Hersteller von Drahtwaren, Ketten und Federn. Dort wurde der Rechner zur Messdatenerfassung an einem Federnprüfstand genutzt, d.h. am IEEE-488-Anschluss des Rechners war ein Federnprüfgerät angeschlossen, das verschiedene Messwerte an den Rechner liefern konnte. Zusammen mit dem Rechner habe ich eine Datenkassette und eine Diskette erhalten. Da sowohl Rechner, als auch Diskettenlaufwerk und Datasette funktionierten, konnte ich die Programme einlesen und archivieren. Auf der Kassette befand sich das Programm “BAHL 01”, das wohl direkt für den Einsatz bei der Fa. Jakob Bahl programmiert bzw. angepasst worden war. Lt. “Splash Screen” gehört es offenbar zur Software “PROBAT PROGESS Q”, welche vermutlich eine etablierte Stellung in der Materialprüfung und –forschung hat(te).
Im Rechner selbst befindet sich im IC-Steckplatz UD4 ein EPROM (2716) mit der Aufschrift DOS³ 3001, dessen Speicherinhalt in der Memory Map im Bereich $A000-$A7FF zu finden ist. Zur Funktion des ROMs kann ich wenig sagen. Keines der Programme, die ich mit dem PET erhalten habe, scheint das ROM zu nutzen. Ich habe dazu mal folgendes festgehalten:
DOS³ 3001 – Ultrasoft $a000-$a7ff.zip
ROM dump of an EPROM found in UD4 of a CBM PET 2001-16N in Germany.
Will display ULTRASOFT when initialized (?) via SYS 40960.
Appears to be a toolkit ROM by ULTRA ELECTRONIC (Helmut Proxa). More information about ULTRA ELECTRONIC and their CBM products can be found here http://mhv.bplaced.de/ultra-electronic.html
Ich habe das ROM mal mit Helmut Proxa im Forum64 diskutiert, aber mehr als dass es sich dabei vermutlich um eine Art Toolkit-ROM handeln könnte, ergab die Diskussion auch erstmal nicht.
Den Rechner habe ich (ohne ihn zu zerlegen) innen grob mit Druckluft, außen mit viel Schrubben soweit gereinigt, dass man ihn wieder anfassen kann, ohne gleich schwarze Finger zu bekommen. Das Gehäuse des Diskettenlaufwerks habe ich mit Wasser und Kunststoffreiniger geschrubbt und bei der Datasette reichte “einmal drüberwischen”. Diskettenlaufwerk und Datasette haben Anfang Juli 2016 noch funktioniert (wenn auch beim Spulen schon am Geräusch erkennbar war, das die Datasette vermutlich einen neuen Antriebsriemen gebrauchen könnte). Später, als ich die 2031LP mit meinem CBM 8296 verwenden wollte, reagierte das Laufwerk leider nicht mehr auf Befehle. Aber das ist eine andere Geschichte…
[…] sie letzteres tun, so sind sie letztlich mit ihrem Vorhaben, diese Dinge zu bewahren gescheitert. Als Sammler alter Computer habe ich genau dieses Problem auch. Und mit zunehmendem Alter der Hardware häufen sich die […]